Das Thema dynamische Equalizer beschäftigt mich seit vielen Jahren. Aktuell gibt es bei mir keine Produktion, bei der ich keine DynEQs einsetze.
Bei meinem letzten großen Event wurde mir die Frage gestellt: „Wie schafft Du es, dass Headsets, Mikroports und Lavalier-Mikrofone bei Dir einen solch fetten Sound beinhalten?“ Nice dachte ich bei mir.
Zunächst ist es erst einmal von großem Vorteil, die richtigen Mikrofone zu verwenden.
Welche Mikrofone ich in der Praxis verwende?
Ich verwende in der Praxis Voice Technologie VT 910 Earhänger Omnidirectional, DPA Lavalier 4080, DPA Headsets 4088 d:fine directional, DPA 4188 sowie Shure WL184 Superniere, Shure WL185 mit einer Niere. Dieser Stock basiert auf meinen 30 jährigen Erfahrungen als Tonmeister für Musicals, Theater, Shows, und TV. Bei der richtigen Entscheidung für das jeweilige Mikrofon mache ich grundsätzlich keine Kompromisse.
Die Mikrofone bieten einen sehr unterschiedlichen Charakter in Ihrer Übertragung. Hier entscheide ich mich meist nach genauer Analyse meiner Aufgabe mit dem Kunden und dem Zulieferer für Charakter und Produkt. Das sind meine Basics, um einen entsprechenden Live-Sound kreativ umzusetzen.
Warum Kopfklang?
Hier ist es wichtig zu verstehen, dass die Gestaltung meiner Klangvorstellung bei allen Audioaufgaben grundsätzlich im Kopf entsteht. Ich kann mir Klänge sehr abstrakt und deutlich in Gedanken vorstellen und entwickeln.
Für meine komplexen Aufgaben im täglichen Audioleben, sind folgende dynamische EQ’s meine ständigen Begleiter. Ich nehme Euch jetzt mal mit in die Welt diese Parameter.
Hier verwende ich einen Yamaha 2-Band Dynmic EQ für eine Headsetgruppe mit DPA 4088 d:fine.
Bei 125 Hz wird mit einem Q von 5,0 und einer Kompression 3.3:1 bei Threshold – 60 dB eine Reduktion der tiefen Frequenz mit bis zu 3-6 dB abgesenkt. Das bringt mich in die Situation, einen warmen und kraftvollen Headset Sound herzustellen.
Bei mir ist es wichtig, die tiefen Frequenzen in den Stimmen meiner Protagonisten zu behalten. Produziert ein Schauspieler in diesem Bereich einen Pegelanstieg, so wird dieser völlig nachhaltig reduziert.
In meinem zweiten Beispiel haben wir eine Frequenz von 1,32 kHz mit einem Q von 2,4.
Der Cut in diesem Mittenband wird mit einer Ratio von 2,9 :1 um bis zu 6 dB reduziert.
Die passende Threshold regiert mit – 60db. Alle Attack und Release Zeiten verwende ich im Fast Mode. Auch verwende ich am Liebsten den „Above Mode“ mit engbandigen Filtertypen. Vorteil : hier bleiben samtige Höhen, ab 6,3 kHz bestehen.
Auch für die Zuspieler-Gruppe steht immer ein Dynamic EQ zur Verfügung. Der Grund ist simpel. Oft werden in Industrie-Events Audio- und Videofiles verwendet, die Überbetonungen in unterschiedlichen Qualitätsstufen beinhalten, auch hier habt ihr die volle Kontrolle innerhalb eurer Show. Schnell und unkompliziert.
Midas Pro-X. Die Midas Pultklasse zählt zu meinen großen Favoriten. Hier seht Ihr aus meinem Hair-Musical einen Thump meines 4-Band Dynamic EQ`s. Auch hier werden bei den Vocals 146 Hz mit einer Ratio von 1,79:1 mit einer Threshold von 0 dB im Low-Band bearbeitet.
In dem 4-Band Dynamic EQ wird der Künstler sehr viel präziser bearbeitet. Für mich einer der best-klingenden Dynamic EQ in einem Livepult.
Eine weitere Midas Pro-X Ansicht eines Vocal Dynamic EQ`s. Einsatz hier ist bei 2 kHz. Gerade bei Sängern und Sängerinnen mit aussagefähigen Mittenfrequenzen, ist es mir wichtig, die Schärfe dieser am Mikrofon produzierten Sounds sanft zu reduzieren. Aber immer nur dann, wenn diese auftreten.
Musikalisch variiert das sehr stark. Unterschiedliche Tonlagen und Harmonien tragen dazu bei.
Der Midas Pro-X 4 Band Dynamic EQ löst diese Aufgabe mit den gezeigten Parametern auf hohem Niveau.
Eines meiner Specials ist der Soundradix Surfer EQ2.
Über einen Frequenzerkennungsmodus „surft“ dieses Tool automatisch über den erkannten Sound, und boosted oder cuted die ausgewählte Frequenz. Mit der Erkennung des entsprechenden Tones, stehen mir hier die komplexesten Sound Variation zur Verfügung, die, Stand heute, möglich sind.
Dieses Tool verwende ich mit Tonpulten über UAD Interfaces ( UAD Apollo 16x / UAD-Live ) via MADI oder über mein RME MadiFace XT. Hier sind kleine Latenzen Systemvoraussetzungen. Den Surfer EQ 2 dann bitte im Live-Mode triggern.
Kommen wir wieder zurück zu Yamaha. In den Pulten PM7 und PM10 habe ich auch nun die Möglichkeiten, 4 Band Dynamic EQ’s einzusetzen.
In meinem Beispiel habe ich eine Udu-Trommel mit großem Druck in den tiefen Frequenzen die entsprechende Aufmerksamkeit verschafft. Die 75 Hz werden nur dann reduziert, wenn der Percussionist entsprechende Sticks verwendet. Spielt er die Trommel mit den Händen, dann bleibt die Sub-Frequenz und gibt dem Instrument einen satten Druck. Die 500 Hz haben bei der Trommel dazu geführt, dass sie grundsätzlich einen holzigen Klangeindruck hatte, diesen wollte ich unbedingt mindern. Mit einer Ratio von 2.9:1 wurde hier bis zu -10 dB klanglich verbessert. Und bei 10.6 kHz wollte ich den hörbaren Anteil der Sticks und Fingerkuppen klanglich einbetten in das Instrument.
Im Bereich 2,36 kHz war das Resonanzfell überbetont, das lag einfach an der Fertigung des Instruments, hier habe ich mich für eine Auto-Attack und Release entschieden. Hier habe ich auch einen Q 4.6 gewählt.
Hier seht ihr mal ein Premium Rack meiner Yamaha Pulte. Es ist bei mir völlig üblich, dass diese Racks voll sind mit Dynamic EQ´s.
Ich setzt diese in jedem Input oder Gruppe, Output Stripe ein. Natürlich nur bei den Signalen, die eine entsprechende Frequenzerwartung auslösen.
Bei rein statischen Signalerwartungen starte ich meist mit Standard EQ’s in den Soundcheck.
Auch könnt Ihr die Dynamic EQ’s auch im Shelf / Kuhschwanz einsetzten. Das machen auch viele Kollegen. Das ist nicht unbedingt meine Arbeitsweise, aber ich habe hier auch schon durchaus gute Hörerlebnisse gehabt. Hier heißt es auch immer wieder neu denken. Probiert es einfach aus. Es soll ja ein unverkennbar individuelles Ergebnis herauskommen.
DigiCo Dynamic Eq´s findet Ihr auch in jedem Kanalzug. Das ist für mich ein hervorragender Benefit, denn hier könnt ihr auch immer sofort die beschriebenen Vorteile dieser EQ Form nutzen.
Fazit
Auf Grund der vielen Fragen an mich, wollte ich Euch kurz verständlich vermitteln, wie ich bei meinen Produktionen Dynamic EQ’s einsetze und warum.
Aktuell hab ich 245 Produktionen umgesetzt. Jede Show wurde mit diesem EQ Type bearbeitet. Die Ergebnisse stehen für sich.
Ich bin sehr gespannt, wie die Pulthersteller dieses Thema ausbauen. Ich kann nur motivieren: nutz dieses EQs. Probiert soviel aus, wie immer geht. Auch können wir gerne Erfahrungen auf meinem Blog austauschen.
Und nun viel Spass und „Make it loud, Bros!“
Euer Joerg